Sterne & Milchstraße richtig fotografieren
Will man erfolgreich in der Nacht die Sterne und/oder die Milchstraße fotografieren, gibt es einiges zu beachten.Wie in allen meinen Anleitungen, werde ich mich so kurz wie möglich halten und mich auf das Wesentliche beschränken.
Die richtige Ausrüstung:
Am aller wichtigsten ist natürlich eine Kamera. Um welche Art und um welches Modell es sich dabei handelt, ist erstmal egal. Wichtig ist nur, dass das Gerät einen manuellen Modus besitzt. Verschlusszeit, Blende und ISO müssen wir selbst einstellen können.
Ebenfalls benötigen wir ein lichtstarkes Objektiv. Je lichtstärker bzw. je weiter wir die Blende öffnen können, desto besser. Denn bei (fast) völliger Dunkelheit, wollen wir in relativ kurzer Zeit so viel Licht wie nur möglich einfangen. Am besten eignen sich hierbei Weitwinkel oder Superweitwinkel Objektive mit einer 1.4 oder 2.8 Blende.
Auch ein Stativ ist ein absolutes MUSS in diesem Anwendungsbereich, da wir relativ lange belichten müssen. Ich persönlich bin der Meinung, dass man bis zu einer Verschlusszeit von etwa 1/20 Sekunden aus der Hand heraus fotografieren kann. Da wir jedoch etwa 20 – 30 Sekunden belichten müssen wäre ein solches Foto ohne Stativ extrem verwackelt und unscharf.
Eine Taschenlampe sollte man für seine nächtlichen Touren ebenfalls immer mit dabei haben. Am besten eignet sich eine Stirnlampe mit verschiedenen Helligkeitsstufen und eventuell einem Rotlicht. Wer häufiger in der Nacht fotografiert wird schnell merken, dass es unglaublich hilfreich ist gewisse Bereiche ausleuchten zu können und dabei gleichzeitig beide Hände für die Kamera frei zu haben.
Von Vorteil ist es, wenn die Kamera einen Selbstauslöser besitzt. Anderenfalls kann man auch mit einem Fernauslöser arbeiten. Wichtig ist nur, dass man die Kamera zum Auslösen nicht berühren muss, um Verwacklungen im Bild zu vermeiden.
Zeit und Umgebung:
Den passenden Ort, sowie die richtige Zeit zu finden, ist ebenfalls sehr wichtig. Die beste Ausrüstung nützt nichts, wenn die Milchstraße nicht, oder nur sehr schlecht zu sehen ist.
Der Himmel sollte deshalb am besten komplett klar sein. Wenige Wolken sind zwar kein Problem, können aber auch nerven, wenn sich diese immer wieder während der Belichtung vor die Milchstraße schieben.
Je heller der Mond scheint, desto undeutlicher sind die Sterne zu sehen. Bei Vollmond ist es praktisch unmöglich die Milchstraße zu fotografieren. Deshalb sollte immer der richtige Zeitpunkt gewählt werden. Dieser ist entweder bei Neumond, oder wenn sich dieser noch unter dem Horizont befindet.
Ebenfalls sollte darauf geachtet werden, dass keine größeren Städte oder sonstige Lichtquellen in der Nähe sind, welche ungewolltes Streulicht ausstrahlen. Kurz gesagt: Je dunkler desto besser! Kann man die Milchstraße gut mit dem bloßen Auge erkennen, sind die Bedingungen ausreichend gut.
Umsetzung:
Nun kommen wir zu der praktischen Umsetzung. Nachdem das passende Motiv gefunden wurde, muss die Kamera entsprechend auf dem Stativ positioniert werden. Sollte deine Kamera eine Spiegelvorauslösung haben, sollte diese auch genutzt werden, um selbst die geringsten Vibrationen zu vermeiden. Aus diesem Grund muss auch unbedingt daran gedacht werden, den Fern oder Selbstauslöser zu verwenden.
Ein Bildstabilisator sollte unbedingt deaktiviert werden, da ein solcher auf einem Stativ kontraproduktiv wirken kann.
Als nächstes machen wir die Blende so weit auf, wie nur möglich. Dieser Wert hängt immer vom jeweiligen Objektiv ab. Bei den meisten KIT-Objektiven ist der geringste wert 3.5. Selbst damit kann man schon brauchbare Ergebnisse erzielen, auch wenn eine 2.8 oder 1.4 Blende natürlich besser ist, da wir mehr Licht in der selben Zeit einfangen können.
Die Belichtungszeit sollte man idealerweise zwischen 20 und 30 Sekunden wählen.
Wer sich jetzt fragt, ob eine längere Verschlusszeit nicht sinnvoller wäre um noch mehr Licht in das Objektiv zu bekommen, der hat Allgemein natürlich Recht. Bei der Milchstraße und den Sternen gibt es nur ein großes Problem. Da sich die Erde dreht, wird sich der Horizont während der Belichtung verschieben. Die Sterne sind dann nicht mehr Rund, sondern als „Spuren“ zu sehen. Dieser Effekt kann zwar auch gewollt sein und ziemlich interessant wirken, ist jedoch bei der Milchstraße nicht zu empfehlen.
Der ISO-Wert bestimmt die Empfindlichkeit des Kamerasensors. Je höher der Wert eingestellt wird, desto Lichtempfindlicher reagiert der Sensor. Hierbei kann man sich eine ganz einfache Regel merken: So niedrig wie möglich, so hoch wie nötig.
Da wir nur sehr wenig Licht zur Verfügung haben, müssen wir mit einer relativ hohen ISO arbeiten um die Milchstraße richtig ablichten zu können.
Meiner Erfahrung nach eignet sich je nach Umgebungslicht ein Wert zwischen 2000 und 6000 am besten. Ich persönlich fange meist mit ISO 3200 an und korrigiere dann entsprechend nach unten oder oben. Das ungewollte Rauschen, welches sich bei diesen hohen ISO-Werten nicht ganz vermeiden lässt, kann man ohne Probleme in der Nachbearbeitung reduzieren.
Da wir für die Kamera sehr schwierige Lichtverhältnisse haben ist es unbedingt notwendig manuell auf „unendlich“ zu fokussieren. Der Autofokus wird bei Dunkelheit nicht zuverlässig arbeiten können. Manche Objektive haben am Fokusring den Fokus für Unendlich eingezeichnet. Sollte dies jedoch nicht der Fall sein, empfehle ich diese Stelle am Objektiv selbst zu markieren.
Zudem ist es sehr hilfreich zuerst eine Probeaufnahme zu machen. Hierzu sollte man sehr weit in das Bild zoomen, um die Schärfe zu kontrollieren. Es ist nämlich extrem ärgerlich, wenn man nach einer nächtlichen Foto-Session nachher feststellen muss, dass alle Bilder etwas unscharf sind. Daher empfehle ich auch den Fokus zwischen durch immer mal zu kontrollieren, ob dieser noch perfekt passt.
Sonstige Tipps:
Es gibt zahlreiche Apps, welche für die Nachtfotografie sehr sinnvoll sein können. Sehr beliebt ist zum Beispiel „Star Walk“. Dort kann man genau sehen, wo sich welche Sterne, der Mond oder die Milchstraße zu welchem Zeitpunkt am Himmel befinden.
Besonders in den kälteren Monaten ist es sehr empfehlenswert ausreichend warme Kleidung zu tragen. Durch das viele „rumstehen“ beim Fotografieren kühlt der Körper extrem schnell aus. Auch Handschuhe sind unbedingt zu empfehlen, da es mit kalten Händen keinen Spaß macht die Kamera zu bedienen.
Wenn möglich, sollte man immer im RAW-Format fotografieren! Wir wollen so viele Details wie möglich in unseren Bildern haben, vor allem wenn wir diese später nachbearbeiten. Bilder welche zum Beispiel als JPG gespeichert werden sind komprimiert und enthalten somit weniger Bilddetails.
Will man wirklich alles aus seinen Fotos herausholen, so kommt man um die Nachbearbeitung nicht mehr herum. Gerade bei der Milchstraße ist dies sehr wichtig, um alle Details sauber herauszuarbeiten.
Aus diesem Grund werde ich in naher Zukunft einen Video-Workshop zu diesem Thema anbieten. Darin werde ich euch Schritt für Schritt zeigen, wie ich mit Lightroom meine Nachtfotos bearbeite um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.
Anhand der unten gezeigten Bilder, sieht man den Unterschied deutlich: